17 Apr Nachhaltigkeit im Hotel
Es ist im Moment in aller Munde: Das Thema Nachhaltigkeit. Auch immer mehr Reisende wünschen sich einen möglichst ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Urlaub.
Mit dem Begriff „nachhaltig“ wird zwar am häufigsten der Umweltschutzgedanke in Verbindung gebracht. Doch er beinhaltet auch ökonomische und soziale Aspekte. Die Flair Hotels sind sich ihrer Verantwortung für nachhaltiges Handeln bewusst. So gibt es in der Kooperation eine eigene Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema beschäftigt und ihre Ergebnisse an alle Flair Hotels weiter gibt. Die externen Berater von blueContec, die ausschließlich auf die Nachhaltigkeitsberatung für Hotels spezialisiert sind, beraten die Flair Hotels zu allen drei Säulen der Nachhaltigkeit und unterstützen bei der Umsetzung wichtiger Punkte.
Dass Müll vermieden, Glühbirnen gegen LED Lichter ausgetauscht, Stromfresser durch energiesparende Geräte ersetzt und ungenutzte Geräte ausgeschaltet werden, sind dabei fast schon Selbstverständlichkeiten. Wir haben beispielhaft mit einigen Flair Hoteliers gesprochen, wie sie das Thema Nachhaltigkeit vor Ort angehen.
Im Flair Hotel Reuner in Brandenburg wird zum Beispiel vorrangig selbst produziert. Es gibt einen großen Garten, in dem sämtliches Obst und Gemüse für das Hotel heranwachsen. Auch Hühner für die Frühstückseier, Wachteln, Lämmer und Kaninchen hält die Hoteliersfamilie und stellt daraus Wurstwaren her. Daher gibt es im Hotel keine Biotonne. Speisereste werden im Garten kompostiert oder an die Tiere verfüttert. Manchmal gibt es auch Tauschgeschäfte mit anderen Produzenten, ein Handel auf kurzen Wegen. „Mein Vater ist Jäger, er liefert uns Wild wie Reh, Hirsch und Wildschweine“, erklärt Daniel Reuner. „Mein Bruder backt selbst unser Brot.“ Wenn der Hotelier etwas einkaufen muss – etwa Fisch, Fleisch oder Spargel – dann regional.
Auch die Heizung ist für Daniel Reuner ein großes Thema. In seinem Haus läuft eine Brennwerttherme, die mit geringem Ressourceneinsatz arbeitet. „Wir hatten davor schon Erdwärme und haben jetzt neu ein Blockheizkraftwerk zur Warmwasserbereitung.“ Das produziert als „Abfallprodukt“ 40 Prozent des Strombedarfs im Hotel. Das Blockheizkraftwerk amortisiere sich innerhalb von drei Jahren. Danach spart es dem Hotel Stromkosten. Das Thema Mitarbeiter ist dem Hotelier ebenfalls wichtig. „Wir versuchen, Mitarbeiter aus der Region zu bekommen, um die Region zu unterstützen.“ Diese hätten kurze Fahrtwege zur Arbeit – gut für die Umwelt. Er unterstützt seine Angestellten mit Fahrkarten für den ÖPNV. Reuner schult seine Mitarbeiter auch regelmäßig dahingehend, wie sie Strom einsparen können. „Dass man zum Beispiel den Staubsauger ausmacht, wenn man ihn gerade nicht braucht.“
Der Flair Hotelier aus Brandenburg versucht ständig, neue Projekte anzustoßen. Seit 2018 gibt es bei ihm eine Ladestation für Elektroautos. Jetzt ist eine große Photovoltaikanlage mit Stromspeicher geplant. „Dass wir auch mal zwei Tage ohne externen Strom auskommen können.“ Reuner will vom externen Strom unabhängig sein. Wenn der mal weg ist, liegt das Haus lahm. Auf die Idee kam Reuner durch seinen Wohnwagon Frieda, der zum Hotel gehört. Er ist das erste autarke Hotelzimmer Deutschlands. Dank Biotoilette, Photovoltaik- und Grünkläranlage sowie einer Holz-Solar-Zentralheizung ist darin autarkes Wohnen erlebbar. „Wir fahren diese Linie durchweg“, sagt Reuner und meint damit das nachhaltige Wirtschaften. Dabei wurde sein Haus bereits von der Deutschen Energie-Agentur des Bundes begleitet. Was die Reuners machen soll nämlich Vorbildfunktion für andere Hotels haben.
Nachhaltiges Reiseziel
„Wir sind als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert“, berichtet Daniela Heimberger vom Flair Hotel Weinstube Lochner in Franken. Eine Prüfungskommission kam ins Haus, testete das Hotel auf Herz und Nieren und verlieh dann das Siegel „Nachhaltiges Reiseziel“. „Da spielen Energie- und Umweltaspekte mit rein, aber auch dass wir regionale Produkte anbieten“, erklärt die Hotelchefin. So habe man etwa eine Entsalzungsanlage abgeschafft und dafür einen umweltfreundlichen Wasseraktivator angeschafft. Glühbirnen wurden auf LED umgestellt. „Außerdem achten wir natürlich auf korrekte Mülltrennung“, sagt Daniela Heimberger. Als nächster Schritt ist ein Blockheizkraftwerk geplant. „Für uns ist das eine Einstellungssache, dass wir nachhaltig wirtschaften“, erzählt sie. Einen finanziellen Vorteil gebe es dabei nicht immer. „Zum Beispiel sind Produkte oft günstiger, wenn sie über den halben Erdball beschafft werden, statt aus der Region.“
Gold beim Umweltcheck
Als einziger Betrieb in Hessen wurde das Flair Hotel Werbetal am Edersee beim Umweltcheck des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands mit Gold ausgezeichnet. Dabei werden bestimmte Umwelt- und Klimakriterien geprüft. Das Hotel hat eine eigene Landwirtschaft, aus der Rindfleisch bezogen wird. Und auch sonst greift Hotelier Christian Gerlach hauptsächlich auf regionale Produkte zurück. „Ab und zu kaufe ich ein Hutewald-Schwein, die ernähren sich bei uns im Basdorfer Hutewald im Herbst von Bucheckern und Eicheln.“ Erstmalig gab es in der letzten Gänsesaison auch Waldecker Landgänse aus der Region. Milchprodukte kamen bis vor kurzem von einem Biobauern aus dem Nachbarort. „Das war die kleinste Hofmolkerei in Hessen“, erzählt Christian Gerlach. „Jetzt muss ich sehen, dass ich das woanders her regional bekomme.“ Fisch kauft er von der örtlichen Fischerei.
Dass er Müll vermeidet, ist für Christian Gerlach selbstverständlich. Auch in die Atmosphäre will er möglichst wenig Ballast entlassen. „Wir heizen CO2-neutral, weil wir mit Holz heizen“, sagt er. „Und das Holz kommt aus der Region.“ Außerdem ist Holz günstiger als Öl, was für den Hotelier aber nicht der Hauptgrund war umzusteigen. „Ich bin selbst interessiert daran, die Umwelt zu schonen.“ Außerdem fühlt er sich mit den anderen Landwirten in der Region verbunden. „Wir wollen die Region stärken und das Geld nicht irgendeinem Ölkonzern in den Rachen schmeißen“, sagt er. Die Bauern richten dann wieder ihre Feste in seinem Hotel aus. „Das geht Hand in Hand.“ Auch bei der Wahl von Handwerkern greift Gerlach daher auf örtliche Betriebe zurück. „Ich habe auch eine Photovoltaik-Anlage und plane, das zu vergrößern“, erzählt Christian Gerlach. Seine Anlage könne im Moment 7.500 kWh Strom im Jahr produzieren. Strom, der zu 100 Prozent in den Eigenverbrauch fließt. Dieselbe Größe will er jetzt nochmal bauen. „Das rechnet sich auf jeden Fall, auch für die Umwelt.“
Eine hervorragende Energieeffizienz hat auch das Flair Hotel Neeth in der Holsteinischen Schweiz. Das hat ein Energie-Audit dem Haus bescheinigt. Die Heizung wurde von Heizöl auf Erdgas umgestellt. Ein Blockheizkraftwerk produziert Strom und Wärme. „Wir haben auch einen großen Wärmespeicher, um die verbleibende Energie zu speichern und die Heizung zu entlasten“, berichtet Silvia Neeth. Leuchtmittel wurden auf LED umgestellt. Am Haus gibt es eine Tankstelle für Elektroautos, die Biostrom abgibt. Weitere Maßnahmen sind geplant. „Wir wollen von offenen Kaminen auf wasserführende Kamine umrüsten“, sagt Silvia Neeth. Dabei wird das Warmwasser bereits durch die Abwärme im Kamin gewärmt.
Auch wenn man gar keine Produkte selbst herstellen kann, ist es möglich auf Nachhaltigkeit zu achten. „Wir geben das in die professionelle Hände der Produzenten in unserer Region“, berichtet Sascha Schwarze vom Flair Hotel Waldfrieden in Thüringen. „Darunter sind auch welche, die mit Bio-Siegeln arbeiten.“ Für ihn ist es selbstverständlich, dort einzukaufen. „Der Gast will ein authentisches Hotel in einer authentischen Region und gleichzeitig ist es nachhaltig, wenn ich die Produkte aus der Region verwende und nicht welche kaufe, die quer durch die Republik oder über den Globus geliefert wurden“, sagt er. Für ihn sei das zwar mit einem gewissen Risiko verbunden, weil im Großmarkt oftmals die nicht-regionalen Produkte zu einem günstigeren Preis angeboten würden. „Ich habe selbst abgewägt, wieviel ich mir leisten kann“, erinnert sich der Hotelier. „Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Gäste gewillt sind, für Nachhaltigkeit und spezielle Produkte mehr Geld zu zahlen.“ Auch im energetischen Bereich ist sein Hotel gut aufgestellt. Seit 2014 gibt es ein Blockheizkraftwerk. „Das war für uns eine Revolution“, sagt Schwarze. „Wir produzieren damit unseren eigenen Strom und sind vom Strompreis unabhängiger.“