28 Jan Chef-Nachwuchs: Junge Flair Hoteliers
Wie geht es mit unserem Betrieb weiter, wenn wir uns in den Ruhestand zurückziehen? Diese Frage beschäftigt viele Geschäftsinhaber früher oder später. Bei den Flair Hotels ist das nicht anders. Glücklicherweise sind in den letzten Jahren viele junge Hoteliers in ein Hotel miteingestiegen oder haben das Ruder schon komplett in die Hand genommen.
Der Traum eines jeden Unternehmers: die Geschwister steigen beide ein
Seit Anfang 2017 führen Christine Buchholz und ihr Bruder Jan Philip Stöver offiziell das Flair Hotel Zur Eiche in Buchholz. Sie haben den Betrieb von ihren Eltern übernommen, sind nun die fünfte Generation im Chefsessel. „Wenn man die Chance bekommt, hat man die Möglichkeit, sich komplett selbst zu verwirklichen“, schwärmt Christine Buchholz, die eigentlich schon seit 2013 mit im Betrieb ist. Sie könne umsetzen, was sie in ihrer bisherigen Laufbahn in anderen Betrieben gesehen und sich überlegt hat. „Man kann einfach sein Ding machen und wenn die Gäste das dann honorieren, ist es besonders schön“, sagt sie. Das Hotel zu übernehmen war für sie nicht Verpflichtung der Familie gegenüber, vielmehr eine Herzensangelegenheit. „Man ist einfach damit verwachsen.“ Ähnlich erging es ihrem Bruder, der das Lebenswerk der Eltern und Großeltern weiterführen wollte. „Aus reiner Überzeugung“, wie er sagt. Schon früh hat er sich deshalb für eine Ausbildung zum Koch entschieden.
Damit war für mich klar, dass ich das irgendwann übernehme.
Seit 2013 hat das Geschwisterpaar dem Hotel schon einen eigenen Stempel aufgedrückt. „Der Gast möchte von außen das traditionelle, urige Ambiente, aber innen soll alles modern sein“, erklärt die Hotelchefin. Deshalb haben die zwei das Restaurant vom Hotel getrennt, ihm einen eigenen Namen gegeben (Henry´s) und ein komplett neues, modernes Aussehen verpasst. Im Hotel sind sie gerade dabei, die Zimmer nach und nach zu renovieren. „In der Küche habe ich quasi alles umgeschmissen“, sagt Jan Philip Stöver. Zwar gebe es weiterhin einige Klassiker, die es schon immer gegeben hat. Aber – beeinflusst von bisherigen Arbeitsstellen –kocht der junge Koch deutsche und internationale Küche mit auch untypischen Gerichten. „Ich habe dem Ganzen noch nie einen Namen gegeben, aber die Küche ist einfach unkompliziert, weil alles schmeckt“, sagt er.
Von der Auszubildenden zur Inhaberin
Katharina Erxleben ist auch nicht mit den Vorbesitzern ihres Hotels verwandt. Trotzdem kennt sie sie schon lange. „Ich habe schon meine Lehre zur Hotelfachfrau hier gemacht und alles durchlaufen“, erzählt sie. Nach der Lehre blieb Katharina Erxleben dem Flair Hotel Im Ilsetal in Ilsenburg treu, war zuletzt als Rezeptionsdame beschäftigt. Als die Besitzer das Hotel verkaufen wollten, entschied sie sich, das Ruder zu übernehmen. „Weil ich meinen Beruf liebe, weil wir zu 99 Prozent die tollsten Stammgäste der Welt haben und weil ich das beste Team der Welt habe“, schwärmt sie.
Wichtig sei ihr, moderner zu werden. „Wir haben angefangen, die Bäder neu zu machen – schöner und moderner.“ Auch im Restaurant sei die Ausstattung zeitgemäßer geworden. „Wir wollen ja auch junges Publikum ansprechen, nicht nur ältere Leute“, sagt sie. Seit Sommer 2015 steht das Flair Hotel Im Ilsetal nun unter ihrer Leitung. Schwierigkeiten gab es am Anfang nur bei der Umschreibung von Telefon und Internet. „Da waren wir zwei bis drei Tage von der Außenwelt abgeschnitten.“ Seitdem läuft es sehr gut. „2016 hatten wir den besten Umsatz seit Bestehen des Hotels“, bilanziert Katharina Erxleben.
Das ist das beste Lob, das man bekommen kann.
Fortführung einer über 100-jährigen Familiengeschichte
Eine lange Tradition führt Michael Preis fort. Seit 1875 ist das Flair Hotel Grüner Baum in Donaueschingen in der Hand seiner Familie. Seit
fünf Jahren leitet er es nun zusammen mit seiner Lebensgefährtin Natalie Ofenloch. „Es ist eine große Verantwortung, wenn keiner mehr da ist, der sagt, wo es langgeht und du von heute auf morgen Chef bist und nicht nur dich, sondern auch deine Mitarbeiter motivieren musst“, sagt der junge Hotelier. Trotzdem sei für ihn immer klar gewesen, dass er den Betrieb übernimmt.
Michael Preis und Natalie Ofenloch wollen, dass ihre Gäste eine schöne Zeit verbringen. „Deshalb sind wir fleißig am Zimmer renovieren“, erzählt der junge Hotelchef. Zu Beginn waren sie noch vorsichtig mit Veränderungen aller Art. „Wir wissen, dass es nicht einfach ist, sich von alt Bewährtem zu trennen“, erklärt Michael Preis. Mittlerweile freuten sich die Stammgäste aber nicht nur über die bereits vorgenommenen Modernisierungen, sondern auch über die Erweiterung des kulinarischen Angebots. In 2018 wurde Michael für seine kulinarischen Experimente mit der Auszeichnung Flair Koch des Jahres ausgezeichnet.
Tradition & Moderne vereinen
„Das Hotel ist ein Riesenprojekt und wir machen es sehr, sehr gerne“, sagt Michael Preis. „Es ist eine Lebensaufgabe, Gastgeber zu sein.“ Die zwei Hotelbetriebswirte kennen ihre Abteilungen in und auswendig und packen auch selbst mit an. Das weiß ihr Team zu schätzen. Die harte Arbeit zahlt sich aus, denn der Erfolg spricht für sich. „Die Belegungszahlen steigen jedes Jahr, jetzt ist der Betrieb bald soweit, dass wir etwas kürzer treten können“, freut sich Michael Preis. Dankbar ist er auch seiner Mutter Elke Preis, die immer noch tatkräftig mit anpackt. „Sie hält uns den Rücken frei.“
Die Umstrukturierung und der Führungswechsel hatten aber auch einen nicht kalkulierten Personalwechsel zur Folge. „Es war schwer, Veränderungen gerade in Servicequalität und Küchenleistung bei einigen Mitarbeitern durchzusetzen“, erklärt Michael Preis. Als Kontra habe er immer wieder die Worte „Das haben wir aber schon immer so gemacht“ gehört. „Bei den alten Mitarbeitern war ich noch der Sohn, bei den neuen Mitarbeitern bin ich der Chef“, sieht Michael Preis einen Vorteil. „Für jede Veränderung gibt es Pros und Kontras, wir versuchen bei allem
Junger Tourismus-Profi als Geschäftsführer
Sascha Schwarze blickt stolz auf die Auswahlgespräche zurück, als 2012 ein neuer Hotelleiter für dase Flair Hotl Waldfrieden in Meuselbach-Schwarzmühle gesucht wurde. „Es waren auch noch andere dabei, die gestandene Hoteliers waren“, sagt er. Genommen wurde aber er, damals 26 Jahre alt. Sascha Schwarze kannte das Hotel. Während seines Studiums der Tourismuswirtschaft, das er an eine Kochlehre angehängt hatte, war er 2009/2010 als Praktikant in dem Haus tätig. Als er längst wieder weg war, erinnerten sich seine ehemaligen Kollegen an ihn. Sie waren es, die ihn als neuen Hotelleiter vorschlugen.
Das Flair Hotel Waldfrieden gehört seit 2005 einer Familie Schenkelberg. „Mittlerweile gute Freunde von mir“, sagt Sascha Schwarze. „Als ich im Sommer 2012 Familie Schenkelberg traf und von meinen Zielen und Wünschen berichtete, sagte Herr Schenkelberg am Ende, es müsse mir klar sein, dass ich den Job mindestens zehn Jahre machen muss“, erzählt Schwarze. „Wenn man 26 Jahre alt ist, kommt einem das natürlich lange vor.“ Er habe dann auch lange überlegt. „Dann hab ich mir gedacht, ich kann nicht viel verlieren oder kaputt machen“, erinnert sich der junge Hotelleiter.
Das Hotel sei an vielen Ecken ein Scherbenhaufen gewesen. „Deshalb war es über die letzten Jahre eine befriedigende Aufgabe, etwas wachsen zu lassen.“ So habe er nicht nur die Außenanlagen in Schuss gebracht, sondern auch die Außenwirkung. Also Homepage, Printprodukte, Auftritte in sozialen Medien, qualitativ gute Bilder. Er habe das Personal mehr in Eigenverantwortung genommen und sukzessive mit Renovierungsarbeiten begonnen. „Eine meiner ersten Aufgaben war der Wellnessbereich – der sah nach 1964 aus“, erinnert er sich. „Jetzt ist er eine Wohlfühloase, die gerne genutzt wird von meinen Gästen.“
Im Studium habe er zwar auch Wichtiges gelernt. Was es aber tatsächlich heißt, mit Personal umzugehen oder Bauvorhaben umzusetzen, das habe er erst als Hotelleiter erfahren. „Ich musste lernen, Geduld zu haben“, erinnert er sich an den Umgang mit Ämtern und Baufirmen. Als Erfurter, der aufs Land kam, sei er am Anfang auch von den Einheimischen kritisch beäugt worden. „Jetzt ist es schön, wenn man bei öffentlichen Anlässen merkt, dass man akzeptiert und angekommen ist und das Hotel ein Leuchtturm für die ganze Region ist“, freut er sich.
Berufen für nachhaltige Innovationen
Daniel Reuner ist fast schon ein alter Hase unter den Jungen. Seit 2004 ist er im Unternehmen der Eltern dabei, 2012 haben sie ihrem Sohn den Betrieb überschrieben. Er ist nun die zweite Generation an der Spitze des Flair Hotels Reuner in Zossen, denn seine Eltern haben das Haus 1994 eröffnet. „Ich war schon im gleichen Beruf unterwegs“, erzählt der gelernte Koch. „Da war es wie eine Berufung, die Familientradition weiterzuführen.“ Daniel Reuner hat das Haus deutlich vergrößert. „Das Grundhaus hatte 17 Zimmer und ein kleines
Restaurant“, erzählt er. 2008 habe die Familie einen 120 Quadratmeter großen Wintergarten angebaut. „Das war optisch schon eine deutliche Veränderung.“ 2013 rückte wieder eine Baufirma an. „Wir haben ein Bettenhaus angebaut und damit die Kapazitäten des Hauses komplett verdoppelt“, sagt Reuner.
„Wir haben zirka 1,5 Millionen Euro investiert“, rechnet der Hotelchef vor. Allerdings sei das nicht immer leicht gewesen als junger Hotelier. So habe es gedauert, bis er eine Bank fand, die ihn unterstützt hat. „Wenn man noch jung ist, muss man sich bei den Banken erstmal Respekt erarbeiten“, erzählt er. Vorteile sieht er als junger Hotelier im Umgang mit den neuen Medien. Viele Buchungen liefen heute über das Internet. Um dort gut gefunden und gesehen zu werden, laufe viel im Hintergrund ab. Damit müsse man sich auseinandersetzen und umgehen können. „Das ist für junge Hoteliers oft einfacher.“ Daniel Reuner ist zufrieden, denn es läuft gut. „Wir schaffen es stetig, die Umsätze zu steigern und denken immer weiter.“ So habe man mittlerweile ein Blockheizkraftwerk für die Wärmeerzeugung errichtet und die Bäder im alten Haus saniert. Pläne gebe es für einen Saunabereich und Photovoltaik auf dem Dach. Wichtig ist dem jungen Chef auch die Ausbildung. „Wir versuchen weiter auszubilden und das auch sehr gut zu machen“, sagt er. Ein weiterer Schwerpunkt liegt für Reuner in der Eigenproduktion regionaler Produkte.
Ein Hotel für die sichere Zukunft der Familie
Seit 2010 ist Sascha Bannier im Betrieb der Eltern dabei, in den nächsten fünf Jahren wird er das Flair Hotel Deutsches Haus in Arendsee voraussichtlich offiziell von ihnen übernehmen. Seine Motivation, das Hotel weiterzuführen? „Ich möchte, dass wir das in den nächsten drei Generationen immer noch machen“, sagt er. Seinem Sohn und eventuellen weiteren Kindern soll das Hotel eine sichere Zukunft bieten. Sascha Bannier selbst ist die zweite Generation. Seine Eltern haben das Hotel, das es bereits seit 1836 gibt, 1991 gekauft.
„Wir sind in der komfortablen Situation, dass wir alle gegenseitig auf unsere Wünsche eingehen“, beschreibt Sascha Bannier die entspannte Zusammenarbeit mit den Eltern. Diese seien immer offen für seine Ideen, so dass er jetzt schon vieles nach seinen Wünschen gestalten könne – von neuen Geräten in der Küche, über die Zimmergestaltung bis hin zu Umbauten in der Feierscheune.
Wichtig ist für ihn, dass der Gast eine familiäre Atmosphäre spürt und sich zuhause fühlt. Dazu gehören auch ansprechende Räumlichkeiten. „Wir renovieren und modernisieren ständig, damit wir abseits vom Standard sind“, sagt der junge Hotelier. Weitere Projekte sind angedacht. „Wir haben noch ein Grundstück, wo wir was Neues machen könnten“, erzählt er. Was dort genau entstehen wird, steht aber noch in den Sternen. Bisher gibt es dazu nur Gedankenspiele. „Eventuell ein Wellnessbereich oder weitere Zimmer“, so der junge Hotelier.