01 Apr Kanufahrt auf der Großen Lauter
Die Große Lauter wurde zu Deutschlands Naturwunder 2019 gewählt
„Jetzt geht´s los.“ Thomas Frank reibt sich freudig die Hände. Seine Frau Tanja sitzt schon im Kanu und verstaut die Brotzeit. Die Flair Hoteliers vom Flair Hotel Vier Jahreszeiten auf der Schwäbischen Alb erleben heute quasi einen Urlaubstag vor der Haustür, und zwar bei ihrer ersten Kanufahrt auf der Großen Lauter. Von Buttenhausen geht es nach Gundelfingen. Mit an Bord sind auch Sohn Timo und Hund Chrissi. „Die Große Lauter wurde zum Naturwunder erklärt – das wollen wir uns aus der Nähe ansehen“, sagt Thomas. Mit etwas wackligen Beinen besteigt er als Letzter das Boot, dann kann es wirklich los gehen.
Seit zehn Jahren zeichnen der Dachverband der deutschen Großschutzgebiete, EUROPARC Deutschland e. V. und die Heinz Sielmann Stiftung gemeinsam Deutschlands Naturwunder aus. Unter dem Motto „Wilde Bäche und Flüsse“ stimmten 2019 die meisten der 6.000 Naturfreunde für die Große Lauter. Sie fließt 37 Kilometer durch das Große Lautertal auf der Schwäbischen Alb. Vom Quelltopf im Hof der ehemaligen Klosteranlage Offenhausen bei Gomadingen schlängelt sich die Große Lauter bis zu ihrer Mündung in die Donau wildromantisch durch das Lautertal.
Der Fluss bietet auf der sonst meist wasserarmen Alb Lebensraum für zum Teil seltene und gefährdete Tiere. Der Biber baut an den Ufern Burgen. Zwischen den Steinen taucht die Wasseramsel nach Insekten. Der Eisvogel zischt blitzschnell am Ufer entlang. Am Gewässergrund filtern Bachmuscheln das Wasser in dem auch Groppe und Bachforelle vorkommen. An den Ufern betupfen im Sommer farbenfrohe Stauden die Feuchtwiesen. Gelber Gilbweiderich, rosa Blutweiderich und weißes Mädesüß wechseln sich ab. Aus Naturschutzgründen darf die Große Lauter nur von Buttenhausen bis Indelhausen und nur von Juli bis September mit Booten befahren werden. Und auch dann nur von Montag bis Freitag.
Tanja und Thomas Frank fühlen sich mittlerweile pudelwohl in ihrem Kanu. „Der Fluss hat uns gleich in seinen Bann gezogen und wir paddeln in gemütlicher Fließgeschwindigkeit vor uns hin und genießen die Ruhe“, sagt Thomas. Alle bewundern vom Wasser aus die einmalige Landschaft des Großen Lautertals mit ihren berühmten, sonnengeküssten Wacholderheiden, zahlreichen Burgen und Burgruinen, geheimnisvollen Höhlen, Wäldern, albtypischen Felsformationen und malerischen Dörfern. „Eine wunderbare, entschleunigende Art die Schwäbische Alb zu erkunden“, findet Tanja. Hin und wieder muss das Vierergespann etwas Acht geben. Denn Stromschnellen und kleine Wasserfälle sorgen für Abwechslung und lassen die Kanufahrt auf der Großen Lauter manchmal zu einem kleinen Abenteuer werden. „Halb so schlimm, das kriegen wir schon hin“, lacht Thomas.
Nicht nur mit dem Kanu, auch mit dem Fahrrad, E-Bike oder zu Fuß lässt sich das Große Lautertal prima erkunden. Der traumhafte Lautertal Radweg führt von der Quelle in Offenhausen bis zur Mündung in die Donau immer an der Großen Lauter entlang und weiter bis nach Obermarchtal. Er ist direkt an den Donauradweg angebunden. Der 80 Kilometer lange Burgenweg führt Wanderer von Reutlingen auf mehreren Etappen an den schönsten Schlössern und Burgruinen vorbei, bis hin zur Donau und nach Zwiefalten. Höhepunkt ist natürlich das Große Lautertal, von dessen repräsentativen Felsen einst 17 Burgen ragten. Für eine Rundwanderung im Großen Lautertal von rund sieben Kilometern empfiehlt sich der zertifizierte „Eiszeitpfad – Burgfelsenpfad“. Er führt vom Tal hoch auf die Felsen, belohnt mit einem tollen Blick ins Große Lautertal und führt an mehreren Burgruinen vorbei.
Wer im burgenreichsten Tal Deutschlands unterwegs ist, sollte auch mal eine Burg besuchen. Die Ruinen Hohengundelfingen und Wartstein sind frei zugänglich und bieten einen herrlichen Blick über das Lautertal und die benachbarten Felsen und Festungen. Auch das älteste staatliche Gestüt Deutschlands liegt im Großen Lautertal. Mit über 500-jähriger Tradition ist das Haupt- und Landgestüt Marbach ein lebendiges Kulturgut, in dem es viel zu entdecken gibt. Die alljährlich stattfindenden Hengstparaden sind überregional bekannt und auch Infozentrum und Museum sind immer einen Abstecher wert.
Während die einen Flair Hoteliers gerade frei haben und im Kanu unterwegs sind, muss ein anderer Flair Hotelier im Großen Lautertal heute arbeiten. „Das macht aber nichts“, lacht Roman Steinhardt. „Ich liebe meine Arbeit.“ Zusammen mit Familie und Team sorgt er dafür, dass sich seine Gäste im Flair Hotel Gasthof Hirsch pudelwohl fühlen. Das Haus liegt in Hayingen, mitten im Großen Lautertal. „Wir haben hier einen idealen Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren“, sagt er. Nach einem Tipp für einen Ausflug gefragt, muss Roman Steinhardt nicht lange überlegen. „Das große Lautertal ist unter anderem bekannt für seine Höhlen und eine besonders tolle ist die Wimsener Höhle – quasi bei uns ums Eck“, sagt er. Die Höhle liegt etwa fünf Autominuten von seinem Hotel entfernt und ist die einzige mit einem Boot befahrbare Wasserhöhle Deutschlands. Mit einem Bootsmann, der Spannendes über Geschichte und Geologie der Höhle erzählt, geht es 70 Meter in ihr Inneres. „Dann kann man sich auch noch die Wimsener Mühle anschauen“, schlägt der junge Hotelier vor. Hier gibt es eine Ausstellung zur Erforschung der Wimsener Höhle sowie zur Müllerei. „Etwas weiter in Zwiefalten ist auch das Kloster sehenswert“, fährt Roman Steinhardt fort. Wer möchte kann von der Wimsener Höhle aus entlang der Zwiefalter Ach in etwa einer Stunde zum Kloster laufen.
Sucht man weitere Infos zum Großen Lautertal, kann man die Informationszentren ansteuern. Zum Beispiel das Informationszentrum Lauterach, in dem sich alles um den Lebensraum Wasser dreht. Oder das neu angelegte Infozentrum Großes Lautertal am Ortsrand von Gomadingen. Hier gibt es nicht nur Wissenswertes zum Großen Lautertal. Ein Pavillon, Grillstelle, Teich und Mehrgenerationen- und Wasserspielplatz laden zum Verweilen ein.
Die Kanufahrer haben mittlerweile einen der schönen Rastplätze angesteuert und genehmigen sich eine Pause. Zeit für ein erstes Resümee. „Wir haben uns gar nicht so dumm angestellt und sind zum Glück nicht gekentert“, freut sich Tanja. Kanufahren finden die Hoteliers jetzt schon gar nicht mehr schwer. „Hier kann man wirklich prima abschalten, ein ganz tolles Erlebnis“, sagt Thomas. Beide wollen den Ausflug ihren Gästen weiterempfehlen und in Zukunft auch selbst öfter auf der Lauter paddeln. „Das ist wirklich ein Naturwunder, die Große Lauter hat zu Recht gewonnen“, findet Tanja. Jetzt will die Familie weiter. „Ich freu mich jetzt schon auf den nächsten Abschnitt“, sagt Thomas, packt den Rucksack wieder ein und schnappt sich sein Paddel.