01 Apr Die Externsteine
Die markante Felsformation im Teutoburger Wald zählt zu den bemerkenswertesten Natur- und Kulturdenkmälern Mitteleuropas und gibt der Wissenschaft immer noch Rätsel auf.
Eine mittelalterliche, sakrale Stätte inmitten bizarrer Steinfelsen – so erlebt man als Besucher die Externsteine bei Horn-Bad Meinberg am Rande des Teutoburger Waldes. Eingebettet in eine parkähnliche Anlage mit Teich ragt die markante Felsformation etwa 40 Meter in die Höhe. Die Externsteine kann man nicht nur besichtigen, sondern auch besteigen. Da sie in einem Naturschutzgebiet liegen, laden sie sowohl zu einer Reise in die Frühgeschichte ein, als auch zur Erkundung wild-romantischer Natur.
Die Externsteine sind Bestandteil des vorwiegend aus Sandsteinen der Unterkreidezeit aufgebauten Mittelgebirges Teutoburger Wald. Im Zuge der Gebirgsbildung vor etwa 70 Millionen Jahren wurde der ursprünglich flach lagernde Sandstein im Bereich der Gebirgskette senkrecht aufgepresst, es entstand eine monumentale Felsengruppe, die heute zu den bemerkenswertesten Natur- und Kulturdenkmälern Mitteleuropas zählt, aber auch Fragen offenlässt.
Funde von Spitzen und Klingen aus Flintstein zeigen, dass sich in der Alt- und Mittelsteinzeit Jäger in der nahen Umgebung der Externsteine aufhielten. Die Steinwerkzeuge fanden sich vor allem unterhalb des im Wald gelegenen kleineren Felsens, der anscheinend in der Ahrensburger Kultur vor 10.000 Jahren als natürliches Felsschutzdach (Abri) genutzt wurde.
Für den Zeitraum von der Jungsteinzeit bis zur Karolingerzeit (8./9. Jahrhundert nach Christus) fehlen dagegen archäologische Belege für menschliche Aktivitäten. In den Jahren 1932 bis 1935 wurden vor den Felsen ein bis drei archäologische Grabungen durchgeführt. Hochmittelalterliche Keramik und Metallfunde zeigen, dass das Gelände vom 10. bis 13. Jahrhundert besiedelt war. Die Funde deuten auf ein herrschaftliches Anwesen hin, das durch Urkunden des 12. Jahrhunderts bestätigt wird: Der Abt des bedeutenden Klosters Werden bei Essen besaß an den Externsteinen einen Hof, der ihm auf seinen regelmäßigen Reisen ins Tochterkloster Helmstedt als Raststation diente.
Unter dem Schutz der Edelherren zur Lippe lebten im Spätmittelalter (14./15. Jahrhundert) nachweislich Einsiedler in der Grottenanlage. Um 1660 errichtete Graf Hermann Adolph zur Lippe eine Festung, die aber bald wieder verfiel. Im frühen 19. Jahrhundert wurden die Externsteine für den Fremdenverkehr hergerichtet und der Stauteich angelegt.
Von den zahllosen Spuren menschlicher Tätigkeit an den Externsteinen gibt es einige Anlagen, die besonders faszinieren. Darunter das monumentale Kreuzabnahmerelief, die dahinterliegenden künstlichen Grotten, der Seiteneingang zur Kuppelgrotte mit den Resten einer Petrusskulptur, das offene Felsengrab in einer Rundbogennische und die Höhenkammer mit Altarnische. Alter und ursprüngliche Funktion dieser Anlagen sind bis heute umstritten. Bereits im 16. Jahrhundert wurde vermutet, dass an den Externsteinen ein heidnisches Heiligtum in eine christliche Stätte umgewandelt wurde. Auch existiert bis heute die Ansicht, die Externsteine seien in keltischer oder germanischer Zeit ein bedeutendes Heiligtum gewesen. So soll eine Höhenkammer der Externsteine (Sazellum) zur Beobachtung der Sterne gedient haben. Archäologisch ist dies nicht belegbar. Die von der Wissenschaft bevorzugte Deutung ist die, dass hier im Hochmittelalter die heiligen Stätten Jerusalems mit dem Grab Christi, der Kreuzauffindungsgrotte und dem Felsen Golgatha nachgebildet wurden.
Das Relief der Kreuzabnahme Christi, um zirka 1150 entstanden, ist in seiner Art einmalig und ein Kunstwerk von europäischem Rang. Nikodemus und Joseph von Arimathia nehmen in Anwesenheit der trauernden Maria und Johannes des Evangelisten den toten Leib Christi vom Kreuz. In der himmlischen Sphäre sind Sonne und Mond in Trauer verhüllt, der Gottvater erteilt dem Heilsgeschehen seinen Segen. In der Unterwelt werden zwei Menschen – vermutlich Adam und Eva – von einem Untier umschlungen, ein Symbol der durch den Kreuzestod Christi überwundenen Erbsünde.
Die Externsteine sind in ein Naturschutzgebiet von 140 Hektar Größe eingebunden. Es umfasst vielfältige Lebensräume, die aus dem langjährigen Zusammenspiel von Natur und Mensch entstanden sind. GPS-Naturlehrpfade laden dazu ein, die Pflanzen- und Tierwelt kennenzulernen und auf Tuchfühlung mit der Natur zu gehen. Seit 2004 genießt das Naturschutzgebiet auch einen europaweiten Schutz nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und dient somit der Bewahrung des europäischen Naturerbes. Neben dem eigentlichen Felsmassiv gehören die trockenen Bergheiden, die Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder, die Übergangs- und Schwingrasenmoore sowie die Hainsimsen-Buchenwälder zu den besonders geschützten Lebensräumen. Der Nachweis des vom Aussterben bedrohten Eremiten, einem in großen Baumhöhlen lebendem Käfer, ist kennzeichnend für die hohe Bedeutung der Hudewaldrelikte in diesem Gebiet.
Lohnenswert ist auch ein Besuch im 2011 neu eröffneten Infozentrum Externsteine. Die kostenfreie, moderne Dauerausstellung zeigt auf 200 Quadratmetern den aktuellen Wissensstand der archäologischen, kulturgeschichtlichen und naturkundlichen Forschungen. Zweisprachige Informationen, Modelle, Animationen, Fotografien und Filme laden zu einer spannenden Reise in die Geheimnisse der Externsteine ein. Junge Besucher können an einem Externsteine-Parcours mit sieben Spiel- und Rätselstationen teilnehmen – auch für Erwachsene ein vergnüglicher Spaß. Hier kann man auch kostenlos GPS-Geräte für die Naturerlebnispfade ausleihen. Auch werden unterschiedliche Führungen und Besichtigungstouren rund um die Externsteine angeboten. Weitere Infos: www.externsteine-info.de.
Einen Besuch der Externsteine in Horn-Bad Meinberg kann man wunderbar mit einem Ausflug zu weiteren Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung verbinden. Hier hat Ute Sievers vom Flair Hotel Stadt Höxter in Höxter die passenden Tipps parat.„Ganz in der Nähe der Externsteine lohnt zum Beispiel der Vogelpark Heiligenkirchen einen Besuch“, weiß sie. „Der ist klein, aber wirklich sehr schön gemacht.“ Auch das Herrmansdenkmal sowie das LWL-Freilichtmuseum Detmold empfiehlt sie ihren Gästen gerne. „Beides sehr sehenswert.“