01 Apr Abtauchen zum Schiffswrack im Arendsee
Im Arendsee in Sachsen-Anhalt ist seit fast 15 Jahren ein versenktes Patrouillenboot aus DDR-Zeiten ein beliebtes Ausflugsziel für Taucher.
Herrlich in der Sonne glitzernd liegt er da: Der Arendsee. Mit über fünf Quadratkilometern Sachsen-Anhalts größter natürlicher See. Die „Perle der Altmark“, wie das Gewässer auch genannt wird, ist ein Eldorado für Urlauber. Sie kommen zum Baden, Angeln, Segeln, Surfen oder Stand-up Paddling. Mit der Queen Arendsee, einem Schaufelraddampfer wie sie auf dem Mississippi verkehren, kann man Bootsausflüge über den See machen. Ein Urlaubsparadies.
Aber besonders spannend wird es unter der Wasseroberfläche. In 20 Metern Tiefe, in der Nähe des Luftkurortes Arendsee, liegt nämlich ein ehemaliges Patrouillenboot aus DDR-Zeiten. Das Schiffswrack wurde 2006 im See versenkt und dient seitdem Tauchern als interessantes Ausflugsziel. „Das Boot liegt flach auf festem Grund“, erklärt Burghard Bannier vom Flair Hotel Deutsches Haus in Arendsee. Er hatte einst die Idee, das NVA-Boot für Taucher im See zu versenken. Es ist etwa 3,5 mal 12 Meter groß, und Taucher können immer noch die Innenausstattung sehen. „Das ist alles so, wie es war, als das Patrouillenboot noch auf der Elbe unterwegs war“, sagt Burghard Bannier. Das Boot hatte nämlich einst die Aufgabe, die innerdeutsche Grenze auf der Elbe zu bewachen. „Außer dem Rumpf sind noch das Steuerrad auf dem Dach der Kajüte, Suchscheinwerfer, Begrenzungsleuchten, Teil der Kardanwelle, Rahmen der Heck-Außenbordplattform, Flutventile zur Versenkung und Bugreling vorhanden“, schreibt ein Taucher auf der Website poseidon-dive-sports.de.
„Ich habe vor rund 15 Jahren von so etwas vor der englischen Ostküste gehört und wollte das unbedingt bei uns auch machen“, erzählt Burghard Bannier von den Anfängen. Seine Begeisterung ist ihm auch heute noch anzumerken. Zusammen mit dem örtlichen Tourismusverband trieb der Hotelier, der selbst Besitzer eines Tauchscheins ist, das Projekt voran. Das Land Sachsen-Anhalt gab als Eigentümer des Sees seine Zustimmung und leistete finanzielle Unterstützung. „Wir fanden schnell das leerstehende Patrouillenboot, haben es erworben und technisch vorbereitet“, erzählt Burghard Bannier. „Das war die größte Arbeit.“ Die Flüssigkeiten mussten abgelassen und die Farbe durch Sandstrahlen komplett entfernt werden. „Damit das Umweltamt auch mitgehen konnte.“ Am ehemaligen „Tag der Republik“, am 7. Oktober, wurde das Wrack schließlich versenkt. „Das war schon eine spektakuläre Aktion“, schwärmt der Hotelier. Ein riesiger Kran musste das Patrouillenboot über die Pappeln am Ufer heben und auf den See setzen. Viele Schaulustige wohnten dem Spektakel bei. Es war ein kleines Volksfest.
Aber längst nicht alle waren damals von dem Vorhaben begeistert. „Manche Leute haben sich am Anfang schon vehement dagegen ausgesprochen“, erinnert sich Bannier. Es gab Befürchtungen, der Fremdkörper im See könne das ökologische Gleichgewicht stören. Mittlerweile hat sich das geändert. „In der Zwischenzeit finden es viele gut, dass es diese sportliche Möglichkeit bei uns gibt“, sagt er. Und das Wrack hat sich gut in die Natur integriert. Nicht nur ist es Zufluchtsort für viele Jungfische, sondern auch Heimat für größere Fische, die sich das Boot als Domizil ausgesucht haben. Im See sind Hechte, Barsche, Aale, Plötze, die kleine Maräne und Karpfen zuhause.
Wer zum Wrack tauchen möchte, findet die genauen Koordinaten im Internet oder auf Schautafeln vor Ort. Am besten jedoch wendet man sich an Burghard Bannier beziehungsweise an das Flair Hotel Deutsches Haus in Arendsee. Das Hotel hat einen eigenen Bootssteg, von dort ist das Wrack nur etwa 200 Meter entfernt. Eine Tauchschule aus Niedersachsen geht wöchentlich von dort aus zum Seegrund, sie pflegen und betreuen das Wrack auch. „Wir vermitteln gern den Kontakt zur Tauchschule“, sagt Bannier. Dann kann man mit einem ortskundigen Partner sicher vom Flair Hotel Deutsches Haus aus in den See tauchen.
Nicht nur wegen des Wracks, auch sonst ist der Arendsee für Taucher interessant. Der ovale See ist bis zu zirka 50 Meter tief, es gibt Steilwände und terrassenförmige Hänge, an denen es viel zu sehen gibt. Außerdem sind weitere versenkte Gegenstände im See zu finden, darunter ein Fahrrad, ein Moped und eine Schatzkiste. Die Sichtweite bewegt sich meist um die zwei Meter. Sie kann sich aber schnell ändern, manchmal von einem Tag auf den anderen. Von quasi null bis acht Meter ist alles möglich. „Im Winter ist die Sicht meist klarer“, weiß Burghard Bannier.