01 Okt Wo die geheime Ersatzwährung der BRD lagerte – Bundesbank-Bunker Cochem
Während des Kalten Krieges waren in einem geheimen Bundesbank-Bunker 15 Milliarden D-Mark versteckt. Heute ist der Bundesbank-Bunker ein sehenswertes Dokumentationszentrum.
Das Geheimnis des Bundesbank-Bunkers
Zwei Tarnhäuser. Ein unterirdischer Geldspeicher. Eine Währung, die niemand kennt. Klingt nach einem Agenten-Thriller? Von wegen. All das war während des Kalten Krieges Realität. Und zwar in Cochem an der Mosel. Im Bundesbank-Bunker erfahren Besucher die ganze Geschichte.
Es war eines der bestgehüteten Geheimnisse der alten Bundesrepublik: Für den Fall eines atomaren Anschlags oder einer Hyperinflation durch Einschleusung von Falschgeld hielt die Deutsche Bundesbank im Kalten Krieg jahrzehntelang eine geheime Geldscheinserie der D-Mark versteckt. Gut behütet in einer streng geheimen, atombombensicheren, unterirdischen Festung in einem beschaulichen Wohngebiet von Cochem an der Mosel. Von 1964 bis 1988 waren im Bundesbank-Bunker zirka 15 Milliarden D-Mark der Ersatzserie BBK II untergebracht. Diese Ersatzwährung hätte im Falle einer Krisensituation innerhalb von 14 Tagen die aktuelle D-Mark ersetzt.
Die Geschichte des Bundesbank-Bunkers
Der Startschuss für die Ersatzserie fiel bereits 1959, nur zwei Jahre nach Gründung der Deutschen Bundesbank. Der Bau der Bunkeranlage startete kurz darauf im Jahr 1962, als man in Cochem ein geeignetes Grundstück mit zwei Wohnhäusern gefunden hatte. Da man eine derart große Baustelle, wie sie für eine unterirdische Anlage von 1.500 Quadratmetern von Nöten war, schwerlich geheim halten konnte, bediente sich die Deutsche Bundesbank eines geschickten Schachzugs. Sie richtete in den beiden bestehenden Wohnhäusern ein Schulungs- und Erholungsheim ein.
Ausrede der Bundesbank
Somit hatte die Deutsche Bundesbank nicht nur ab 1963 einen offiziellen Standort in Cochem, sondern auch ein Argument für die zu errichtende Luftschutzanlage. Man begründete sie einfach damit, dass man für die Lehrgangsteilnehmer einen solchen Schutzraum vorhalten müsse. Der eigentliche Sinn und Zweck der Anlage – die Lagerung der Ersatzserie – wurde verschwiegen. Selbst den direkten Nachbarn war er unbekannt. Praktischerweise war das Gelände durch die Lehrgangsteilnehmer und den Heimleiter des Schulungs- und Erholungsheims auch indirekt bewacht.
Der Bundesbank-Bunker heute
Heute ist der ehemalige Bundesbank-Bunker ein sehenswertes Dokumentationszentrum. Bei der etwa 35-minütigen Führung durch das unterirdische Milliardenreich können Besucher eine Reise in die Währungsgeschichte der BRD unternehmen. Hier spürt man die kühle Bunkeratmosphäre, lässt sich beeindrucken von den technisch versierten Vorkehrungen – inklusive der beiden Tarnwohnhäuser – und erfährt die geplanten Vorgehensweisen des Notfallszenarios. Wie wären die im Umlauf befindlichen D-Mark-Scheine zügig und sicher ausgetauscht worden? Wie funktionierte das Prinzip der Ersatzserie? Wie wurde die Bunkeranlage geschützt? Was passierte nach dem Abtransport des Geldes mit der Anlage? Fragen wie diese werden während der Führung geklärt. Außerdem können Besucher einen Blick in die damalige Küche sowie die Schlaf- und Arbeitsräume werfen und die Kommunikations-, Strom-, Wasser- und Lüftungstechnik seiner Zeit nachvollziehen.
Führungen
Bis 1. November finden täglich Führungen durch den Bundesbank-Bunker statt. Die Erste startet um 10 Uhr, die letzte um 15 Uhr, dazwischen jeweils stündlich. Für den komfortablen Weg zum Bundesbank Bunker gibt es während der Saison einen Bunker-Shuttle, der am Endertplatz abfährt. Denn am Bunker selbst gibt es keine Parkplätze. Alternativ kann der Bunker zu Fuß in etwa 20 Minuten vom Endertplatz erreicht werden. Im weiteren Winterhalbjahr sind die Öffnungszeiten reduziert. Für die aktuellen Öffnungszeiten sowie weitere Hintergrundinfos lohnt sich ein Blick auf die Website.